Die art Karlsruhe strahlte diesmal in neuem Gewand – und wir hatten einen neuen Standort in der Halle 1. Er bescherte uns reichen Publikumsverkehr und reges Interesse an unseren ausgewählten Highlights von Jürgen Brodwolf, Hannah Höch, Ernst Ludwig Kirchner, Richard Oelze, Otto Piene, Arnulf Rainer und Dieter Roth – und immer wieder an Horst Janssen.
Auch die jüngere Generation war begeistert von Janssens phantasievollen Bildfindungen und virtuosen Graphiken. Nach der erfolgreichen und belebenden Messe mit vielen interessanten Begegnungen und Eindrücken lassen wir sie in unseren Galerieräumen in der Goldbachstraße nachklingen!
Aus Hamburg haben wir eine Auswahl unserer schönen Ausstellung
„Horst Janssen. PAARE“ in den Süden gebracht. In den paarweisen Konstellationen formuliert Janssen zeitlebens nicht nur erotisches Begehren, sondern auch zwischenmenschliche Begegnungen.
Richard Oelze (1900-1980) hat einen eigenen, von den Pariser Surrealisten beeinflussten Stil entwickelt. Obwohl diese schon in den 1930er Jahren seine Bedeutung erkannten, er auf der berühmten Surrealistenausstellung 1936 in New York, 1959 und 1964 auf der documenta in Kassel und 1968 auf der Biennale von Venedig gezeigt wurde, blieb Oelze ein Eigenbrötler. Seine anthropomorphen, teilweise fast wahnhaften Bildfindungen, die Max Ernst einmal als „vorzüglichste Traummalerei“ bezeichnete, wirken wie Paraphrasen sowohl eigener als auch kollektiver Ängste.
Ein weiteres besonderes Highlight sind Ernst Ludwig Kirchners (1880-1938) „Kühe im Wald“. Mit wenigen Strichen verschmilzt der Künstler Schatten und Blattwerk, Tier und Vegetation zu einer Einheit. Kirchner hat sich seit seiner Übersiedelung in die Davoser Alpen im Jahr 1918 verstärkt der Flora und Fauna seiner neuen Heimat gewidmet. Doch statt, wie etwa Franz Marc, die Tiere zu heroisieren als Bestandteile einer urtümlichen Natur, zeigt er sie als Nutztiere, als Teil der Landwirtschaft, beim Weiden, Pflügen oder Melken, beim Auf- oder beim Abtrieb.
Hannah Höch (1889-1978) gilt nicht nur als
Erfinderin der dadaistischen Collage, sie pflegte darüber hianus auch
einen ungewöhnlichen Stil- und Gattungspluralismus. Als Gegenpol ihres
gesellschaftkritischen Blicks wandte sie sich immer wieder der
versteckten Schönheit der kleinen, scheinbar banalen Dinge, der kleinen
Momente und zwischenmenschlichen Begegnungen in ihrem ganzen Frab- udn
Formenreichtum zu.
Das Erkennungsmerkmal des Schweizer Künstlers Jürgen Brodwolf (geb. 1932) ist die „Tubenfigur“. Aus leeren Farbtuben modelliert, beherrscht sie seit den späten 1950er Jahren sein Schaffen und spiegelt in unnachahmlicher Weise essenzielle menschliche Erfahrungen und Emotionen wider. Aufgrund ihrer Körpersprache kann sie Lachen oder Weinen, Einsamkeit oder Nähe zum Ausdruck bringen.
Dieter Roth (1930-1998) ist berühmt – und berüchtigt – für seine Materialbilder und -objekte, die er auch in die Druckgraphik überführt hat. Lebensmittel wie Käse, Schokolade und Milch bilden nicht nur im Verfallsprozess eine eigene Schönheit des Schimmels aus, sie überlassen auch den künstlerischen Werkprozess dem Zufall, der zukünftig eine vom Künstler nicht mehr beherrschbare Gestaltung hervorbringen wird – oder das Werk sogar gänzlich auflöst. Roth führt damit die Jahrtausende alte Vorstellung ad absurdum, dass der Künstler letzte Hand an das Werk anlegt, auf dass dieses in Zukunft von seinem Ruhme künden möge.
Otto Pienes (1928-2014) Rauch- bzw. Feuerbilder reichen in die 1960er Jahre zurück. Der Mitbegründer der Künstlergruppe ZERO hat sich den Elementen, insbesondere dem Licht, und der Zeit gewidmet. In den Rauchbildern ersetzte er Pinsel und Farbe durch Feuer und Rauch und kreierte so eine buchstäbliche Lichtmalerei, die das Feuer nicht als Schein, sondern als Werkzeug nutzt. Durch Brennen und Löschen entstanden Arbeiten, die die Urgewalten der Naturelemente in ihren schöpferischen, aber auch zerstörerischen Aspekten sowohl technisch als auch motivisch thematisieren: Sie erinnern an explodierende Sonnen oder das brennende Erdenrund.
Die Übermalungen des Österreichers Arnulf Rainer (geb. 1929) sind eine eigenständige Weiterentwicklung der gestischen Malerei des Informel, welche die 1950er Jahre geprägt hat. Sie weisen aber auch voraus auf den Wiener Aktionismus, eine radikale Körperkunst seit Mitte der 1960er Jahre. Existenziell sind auch die Themen, mit denen Rainer sich auseinandersetzt: Leben, Tod, Leid und Gewalt. Seit den 1980er Jahren widmet er sich zunehmend christlichen Motiven wie dem Kreuz.