Hannah Höch

Im St. Gertrude Shop: Literatur zu Hannah Höch.

Hannah Höch gilt als wichtigste Künstlerin der frühen Avantgarde in Deutschland. Gemeinsam mit Raoul Hausmann hat sie die Montage entwickelt und damit eine Technik geprägt, die zu den zentralen Ausdrucksformen der gesamten Moderne zählt. Frech, hintersinnig und voller Witz sind diese aus Zeitungsfragmenten zusammengesetzten Arbeiten, die nicht nur eine begnadete Erfindungsgabe, sondern auch einen unabhängigen politischen Geist offenbaren.

Neben den politischen Montagen hat sie ein vielgestaltiges Werk geschaffen, das sich durch eine große Bandbreite unterschiedlicher Stile und Gattungen auszeichnet. Wie Gegenbilder zu ihren scharfsichtigen Analysen tagespolitischer Ereignisse wirken ihre Beschäftigungen mit den beiden großen Themen Natur und Pflanzen sowie Paare und Beziehungen, die sich durch ihre zahlreichen Tusch- und Bleistiftzeichnungen, Aquarelle, Ölgemälde, Gouachen, Linolschnitte und Montagen ziehen. Zeitlebens setzte sich die an der Kunstgewerbeschule Berlin ausgebildete Künstlerin für die Gleichberechtigung von Kunsthandwerk und freier Kunst ein, die sie in ihrer von ornamentalem Sehen und analytischem Formverständnis geprägten Kunst verband.
Hannah Höch, geb. 1889 als Anna Therese Johanne Höch in Gotha, studierte an der Kunstgewerbeschule und an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin u.a. bei Emil Orlik. Ab 1916 entwirft sie rund zehn Jahre lang Stickerei- und Spitzenmuster für Handarbeitshefte des Ullstein-Verlages. Ab 1917 schließt sie sich dem Berliner Dadaistenkreis an, ab 1918 besucht sie die Treffen der Novembergruppe. Sie pflegt über die Jahre zahlreiche Bekanntschaften und Freundschaften mit herausragenden Avantgarde-Künstlern. Gemeinsam mit Raoul Hausmann entwickelt sie die Idee einer politischen Fotomontage, die sie 1919 in ihren wohl berühmtesten Werken, „Dada-Rundschau“ und „Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauch-Kulturepoche Deutschlands“ umsetzt.

Lebenslauf

Leben

1889

geboren in Gotha als Anna Therese Johanne Höch

1912 – 1914

Studium an der Kunstgewerbeschule Berlin

1915

Fortsetzung des Studiums an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums ​in Berlin u.a. bei Emil Orlik; Bekanntschaft mit Raoul Hausmann und George Grosz

1916 – 1926

Entwurfszeichnerin für den Ullstein-Verlag

1916

erste Collagen

1917

Bekanntschaft mit George Grosz, Wieland Herzfelde und John Heartfield

1918

Gründung des Berliner „Club Dada“, zu dessen Mitgliedern Höch zählt; Beginn einer lebenslangen, von künstlerischer Zusammenarbeit geprägten Freundschaft mit Kurt Schwitters; Teilnahme an den Treffen der Novembergruppe

1921

Anti-Dada-Merz-Tournee mit Hausmann und dem Ehepaar Schwitters

1922

Trennung von Hausmann

1923

Freundschaft mit Sophie Taeuber und Hans Arp Arp; Fotomontagen-Serie „Porträts“

1924

erste Paris-Reise; Begegnung mit Mondrian und „De Stijl“; Freundschaft mit Nelly und Theo van Doesburg

1925

entwirft Bühnenbild und Figurinen für eine „Anti-Revue“ mit Schwitters und Hans Heinz Stuckenschmidt, nie realisiert; Fotomontagen „Aus einem ethnographischen Museum“

1926

Begegnung mit der holländischen Schrifstellerin Til Brugman, mit der sie bis 1936 zusammenlebt; Umzug nach Den Haag

1929

Rückkehr nach Berlin

1933

Höchs Werke gelten als „entartet“, namentliche Erwähnung in der „Säuberungsfibel“ von Willrich

1935

Trennung von Brugmann

1938

Heirat mit dem wesentlich jüngeren Kaufmann und Konzertpianisten Kurt Matthies

1939

Rückzug nach Berlin-Heiligensee in ein eigenes Haus; vergräbt ihre Dada-Sammlung im Garten und rettet sie dadurch über den Krieg

1944

Scheidung

1945

rege Teilnahme am entstehenden Kunstbetrieb durch Ausstellungen und Vorträge

1950

Mitbegründerin des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin

1961

Ehrengast in der Villa Massimo, Rom

1965

Mitglied der Akademie der Künste, Berlin

1978

stirbt am 31. Mai und wird in Heiligensee begraben

Ausstellungen (Auswahl)

2008

„Hannah Höch: Aller Anfang ist DADA!“, Berlinische Galerie, Berlin (Solo)

1984

„Hannah Höch (1889-1978): Collagen“, Institut für Auslandsbeziehungen mit anschließender internationaler Ausstellungstournee (Solo)

1976

„Hannah Höch: Collagen, Gemälde, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen“: umfassende Retrospektive im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und der Nationalgalerie, Berlin (Solo)

1971

„Hannah Höch: Collagen aus den Jahren 1916-1971″, Akademie der Künste, Berlin (Solo)

1968

„Dada, Surrealism and Their Heritage“, Museum of Modern Art, New York

1961

„The Art of Assemblage“, Museum of Modern Art, New York

1959

„Exposition Internationale du Surréalisme“, Galerie Daniel Cordier, Paris

1958

„Dada: Dokumente einer Bewegung“, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Kunsthalle, Düsseldorf

1949

erste große Einzelausstellung in der Galerie Franz, Berlin, anlässlich ihres 60. Geburtstages

1946

„Fantasten“, Galerie Gerd Rosen, Berlin

1936

„Fantastic Art, Dada, Surrealism“ im Museum of Modern Art, New York

1932

erste deutsche Einzelausstellung im Bauhaus Dessau wird von den Nazis verhindert; „Exposition Internationale de la Photographie“, Palais de Beaux-Arts, Brüssel

1931

„Fotomontage“ im Kunstgewerbemuseum Berlin und „Frauen in Not“ zum Abtreibungsparagraphen 218.

1929

erste Einzelausstellung in der Galerie De Bron, Den Haag; Wanderausstellung „Film und Foto“ des Deutschen Werkbunds

1921

„Große Berliner Kunstausstellung“

1919

„Erste Berliner Dada-Ausstellung“ in der Galerie Neumann, Berlin

1918

„Erste Internationale Dada-Messe“ in der Buchhandlung Dr. Otto Burchard

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