Jürgen Brodwolf


Jürgen Brodwolfs Erkennungsmerkmal ist die menschliche Figur. Aus leeren Farbtuben modelliert, beherrscht sie seit den späten 1950er Jahren sein Schaffen und spiegelt in unnachahmlicher Weise essenzielle menschliche Erfahrungen und Emotionen wider. Die „Tubenfigur“ stellt für Brodwolf, der zu den wichtigsten Vertretern figurativer Kunst gehört, eine „archetypische, idolhafte Kunstfigur“ dar. Aufgrund ihrer Körpersprache kann sie Lachen oder Weinen, Einsamkeit oder Nähe zum Ausdruck bringen.

Durch den Nachbau der kleinen Figuren mit Bleiblech in größeren Dimensionen steigert er in den 1960er Jahren ihre Präsenz. Seit Beginn der 1970er Jahre nutzt Brodwolf zunehmend textile Gewebe. Er bearbeitet die Oberflächen mit Kaffeesatz, Tinte, Tusche, Schlämmkreide oder flüssigem Wachs und prägt seinen Werken damit nicht nur inhaltlich, sondern auch materiell die Spuren des Lebens ein.



Durch die erstaunlich vielfältigen Variationen einer Grundform hat Brodwolf ein Gesamtwerk geschaffen, das durch Konsequenz und Geschlossenheit überzeugt. Der Erfolg seiner Formfindungen zeigt sich in den zahlreichen Ausstellungen und Preisen, welche sein Schaffen seit den 1970er Jahren begleiten.
Jürgen Brodwolf, geb. 1932 in Dübendorf bei Zürich, absolviert zunächst von 1948 bis 1952 eine Lehre als Zeichner und Lithograph und besucht von 1950 bis 1952 die Kunstgewerbeschule in Bern. Bereits 1959 entdeckt er die „Tubenfigur“, die zunächst seine Zeichnungen, seit Beginn der 1970er Jahre seine Plastiken und seit Mitte der 1970er Jahre auch seine Objektbilder prägt. Von 1976 bis 1982 hatte er eine Professur für Zeichnen an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim, von 1982 bis 1994 für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart inne. Seine Werke waren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zu sehen, darunter auf der documenta 6 in Kassel 1977 und der Biennale von Venedig 1982. Sie sind in bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten wie u.a. dem Kunstmuseum Basel, der Kunsthalle Bremen, dem Busch-Reisinger-Museum in Cambridge, USA, dem Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg, dem Sprengel Museum Hannover, dem Karl Ernst Osthaus-Museum Hagen, dem Kunstmuseum Winterthur und dem Kunsthaus Zürich. Er lebt und arbeitet in Kandern, Südbaden.

CV

Leben

1932

in Dübendorf bei Zürich geboren

1948 – 1952

Ausbildung als Zeichner und Lithograph in der Kunstanstalt Brügger, Meiringen

1950 – 1952

Besuch der Graphikklasse Eugen Jordi an der Kunstgewerbeschule Bern

1955 – 1960

Tätigkeit als Freskenrestaurator

1953 – 1954

Aufenthalt in Paris

1956

Heirat mit der Restauratorin Adelheid Ueberwasser

1959

Entdeckung der Tubenfigur

1976 – 1982

Professur für Zeichnen an der Fachhochschule für Gestaltung, Pforzheim

1977

Teilnahme an der documenta 6, Kassel

1982

Teilnahme an der Biennale Venedig: Aperto 1982

1982 – 1994

Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Stuttgart

2005

Gründung der Jürgen Brodwolf Stiftung Kandern

Stipendien und Preise

2011

Erich-Heckel-Preis, Freundeskreis des Künstlerbundes Baden-Württemberg

2008

Artist in Residence, Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop

1995

Kunstpreis der Künstler, Düsseldorf

1989

Kunstpreis der Stadt Stuttgart

1986

Kunstpreis der Stadt Darmstadt

1981

Hans-Thoma-Preis für Malerei des Landes Baden-Württemberg

1975

Kunstpreis der Böttcherstrasse, Bremen

1970

Förderpreis der Reinhold-Schneider-Stiftung, Freiburg

1968

Stipendium der Akademie der Künste, Berlin

1955

Eidgenössisches Kunststipendium für Malerei

Einzelausstellungen (Auswahl)

2022

„Paraphrasen“, Kunstmuseum Bayreuth

2016

„Thema Figur“, Blankenhorn-Palais, Markgräfler Museum Mühlheim

2015

„Zeitschichten“, Galerie der Stadt Tuttlingen

2012

„Retrospektive der Figur – Jürgen Brodwolf zum 80. Geburtstag“, Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau

„Retrospektive zum 80. Geburtstag“, Villa Hais Museum für Zeitgenössische Kunst, Zell am Hammersbach

2010

„Cato – Die Flut“, Kunstkaten Ahrenshoop

„Zeitspur. Installationen – Buchobjekte – Figurenschreine“, Kunstpalais Badenweiler

2009

Kunstsammlung Neubrandenburg

2008

Kunsthalle Wil, Schweiz

Museum Schloss Bonndorf

2007

Kunstmuseum Bayreuth

2006

„Figurenstätte“, Kunstmuseum Alte Post, Mühlheim a. d. Ruhr

2005

„Inwendig voller Figur“, Museum Schloss Moyland, Bedburg-Hau

„Metamorphose einer Figur“, Kunsthalle Weimar Harry Graf Kessler

2004 – 2005

„Figurenschule“, Museum für neue Kunst, Freiburg

2004

„Nekropolis“, Museum für Sepulkralkultur, Kassel

2003

Micus-Museum, Ibiza

Kunstmuseum Bayreuth

2002

Galerie der Stadt Felbach

Kunstverein Kirchzarten

Kunsthalle Villa Kobe, Halle an der Saale

2001

„Von Rodin bis Baselitz. Der Torso in der Skulptur der Moderne“, Staatsgalerie Stuttgart (Gruppenausstellung)

„Figurenräume“, Marburger Universitätsmuseum für Bildende Kunst

Städtische Sammlungen, Schweinfurt

Spendhaus Reutlingen

2000

Sosta d’Arte, Convento di Fescoggia, Malcantone, Tessin

1999

PCC-Kunstraum Weimar

Kunstsammlung Neubrandenburg

„Iceland“, Städtische Kunsthalle Mannheim

1998

Kunstverein Würzburg

1997

Kunstverein Jena

Museum Osnabrück

1996

Kunstverein Pforzheim

1995

Märkisches Museum, Witten

St. Petri-Kirche, Lübeck

Lindenau-Museum, Altenberg

1993

Kunstmuseum Singen

Forum Rottweil

„Das Archiv der Zeichnungen“, Gerhard Marcks-Haus, Bremen

1992

„Zufall als Prinzip“, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen (Gruppenausstellung)

„Stätten und Stationen“, Institut Mathildenhöhe, Darmstadt

Galerie der Stadt Stuttgart

1991

Kunstverein Weil am Rhein

1990

„Gegenwart – Ewigkeit“, Gropius-Bau, Berlin (Gruppenausstellung)

1988

„Inszenierungen einer Figur“, Institut für moderne Kunst, Nürnberg

Kunsthaus, Grenchen, Schweiz

1987

„Figürliche Plastik der Gegenwart“, Kunsthalle Darmstadt (Gruppenausstellung)

Kunststation St. Peter, Köln

1986

„Aquarelle, Zeichnungen“, Spendhaus Reutlingen, Hans-Thoma-Gesellschaft

1985

Sprengel Museum, Hannover

Dominikanerkirche Osnabrück (Museum- und Kunstverein Osnabrück)

„Apokalypse/ Ein Prinzip Hoffnung? Ernst Bloch zum 100. Geburtstag“, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen (Gruppenausstellung)

1984

Kunstverein Ingolstadt

„Thema Figur“, Städtische Galerie, Erlangen

1982

Kunstverein Ulm

1981

Hans-Thoma-Museum, Bernau

1980

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen

1979

Kunstverein Kassel

1978

Kunstverein Hochrhein, Bad Säckingen

1977

Paula-Modersohn-Becker-Haus, Bremen

1976

„Figuren 1959-1976″, Kunstverein Braunschweig

Heidelberger Kunstverein

Kunstverein München

1975

„Figuren“, Wilhelm-Lehmbruck Museum, Duisburg

Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen

1974

Kunstverein Freiburg

„Spurensicherung. Archäologie und Erinnerung“, Kunstverein in Hamburg (Gruppenausstellung)

1973

Württembergischer Kunstverein, Stuttgart

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