Arnulf Rainer

Arnulf Rainer gilt als Mitbegründer des Informel, einer gestisch dominierten, abstrakten, formlosen Malweise. Diese in den 1950er Jahren vorherrschende Kunstrichtung wurde stark existenziell gelesen, ja, als regelrecht seismographischer Ausdruck der Kriegsgeneration. Von hier aus bezog er zunehmend den Körper in seine performativer werdenden Arbeiten mit ein.

Mit den so genannten „Übermalungen“ schließlich fand er zu seinem Markenzeichen: gestische abstrakte Elemente unterstreichen Mimik und Gestik der oft ihn selbst zeigenden Fotografien, aber auch Werk anderer Künstler, und erinnern damit auch an die spezifisch österreichische Tradition der grotesken „Charakterköpfe“ Franz Xaver Messerschmidts. Diese stark performativ geprägten Arbeiten, das psychische Grenzgängertum, die Auslotung des Unbewussten und ein dezidierter Antiakademismus verbinden ihn mit den Wiener Aktionisten. Im Unterschied zu deren materialintensiven, hochsymbolischen Aktionen legte er jedoch immer den Schwerpunkt auf Gesicht und Körper als Ausdrucksträger des Menschen.

Arnulf Rainer, geb. 1929, gehört zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Schon als Jugendlicher beginnt er während seines Besuchs der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt in Traiskirchen, Niederösterreich, zu zeichnen. Nach Abschluss der Staatsgewerbeschule Villach wird er an der Akademie für angewandte Kunst in Wien aufgenommen, die er jedoch am selben Tag wieder verließ.   Der Autodidakt hat sein Werk in Auseinandersetzung mit dem Surrealismus, dem Informel, dem Wiener Phantastischen Realismus und dem Aktionismus entwickelt und geschärft. Sein Werk wurde dreimal in Folge auf der documenta in Kassel präsentiert (1972, 1977 und 1982). 1978 und 1980 vertrat er zweimal hintereinander Österreich auf der Biennale in Venedig. Rainer lebt und arbeitet abwechselnd in Wien und auf Schloss Vornbach bei Passau.

CV

Leben und Werk

1929

geboren am 8. Dezember in Baden bei Wien

1947 – 1949

Studium an der Staatsgewerbeschule in Villach

1951

Paris, Zusammentreffen mit den Malern Jackson Pollock und Jean-Paul Riopelle, von denen er sich auf seiner Suche nach einem eigenen Kunstausdruck kurzzeitig beeinflussen ließ. Beginnt mit den für ihne bezeichnenden Übermalungen eigener und fremder Werke

1955

In der zweiten Hälfte der 1950er übertrug er diese Übermalungen auf Photografien vom eigenen Körper und Gesicht. In seinen Performance-Werken ab dem Jahr 1958 übermalte er auch den eigenen Körper.

1977

der Tod wird zum zentralen Thema

1981 – 1995

Professor an der Akademie für Bildende Künste Wien

2009

Eröffnung des Arnulf Rainer Museums in Baden bei Wien

Auszeichnungen

2015

Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse

2013

Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich

2006

Aragón-Goya Preis

Ehrendoktorat der Theologie der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz

2004

Ehrendoktorat der Katholisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

2003

Rhenus Kunstpreis als Auszeichnung für sein künstlerisches Gesamtwerk. Der Preis zählt zu den größten europäischen Kunstpreisen.

1981

Max-Beckman-Preis / Frankfurt (1981); Aufnahme an der Akademie der Künste Berlin.

Mitglied der Akademie der Künste Berlin

1978

Österreichischer Staatspreis für Malerei

Mitglied des Österreichischen Kunstsenates

1966

Österreichischer Staatspreis für Grafik

Ausstellungen (Auswahl)

2014

2014/15 Albertina, Wien

2010

Pinakothek der Moderne, München

2009

Musée d’Art Moderne de Saint-Etienne; Kunstlocatie Würth, ´s-Hertogenbosch

2008

Österreichische Galerie Belvedere, Wien; Museum Moderner Kunst, Kärnten, Klagenfurt

2007

MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles; Deichtorhallen, Hamburg

2006

Comunidad de Madrid + CAAM Gran Canaria; MAK, Wien; Museum Frieder Burda, Baden-Baden

2005

La maison rouge, Paris; Gemeentemuseum, Den Haag

2004

Westfälisches Landes-Museum, Münster

2003

Museo Correr und Museo Diocesano d’Arte Sacra, Venedig

2002

Pinakothek der Moderne, München

2000

Stedelijk Museum, Amsterdam

1977

Kunsthalle, Bern

1997

Museo Nacional de Bellas Artes, Buenos Aires; Museo Nacional de Bellas Artes, Santiago de Chile; Kunstmuseum, Bonn

1996

Isländische Nationalgalerie, Reykjavik; 23 Bienal Internacional de Sao Paulo; CGAC Centro Galego de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela

1993

Retrospektive im Kunstforum Wien zum 70. Geburtstag

1993 – 1995

Arnulf Rainer Museum in New York

1992

The Menil Collection, Houston

1984

Musée National d‘Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris; Stedelijk van Abbemuseum, Eindhoven

1982

Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek

Teilnahme an der documenta VII in Kassel

1981

Whitechapel Art Gallery, London

1980

Teilnahme an der 39. Biennale von Venedig

Nationalgalerie, Berlin

1978

vertritt Österreich auf der 38. Biennale von Venedig

1977

Teilnahme an der documenta VI in Kassel

1972

Busch-Reisinger Museum, Cambridge, Massachusetts

Teilnahme an der documenta V in Kassel

1971

Kunstverein, Hamburg

1968

Museum des 20. Jahrhunderts, Wien

1956

Galerie nächst St. Stephan, Wien

1951

Galerie Kleinmayr, Klagenfurt

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