Karin Elmers und Horst Janssen verband eine intensive Freundschaft. Sie hat ihn auf seinen ausgedehnten Spaziergängen durch die Natur mit der Kamera begleitet, er hat ihr die Augen geöffnet für eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit. In unserer Ausstellung begegnen sich die beiden.
„Eingehen in die Natur“ hat Horst Janssen es genannt, das Aufsaugen von Eindrücken, die unter der sichtbaren Oberfläche liegen. Aus seinen Landschaften spricht eine tiefe Empfindung dessen, was Natur auch sein kann: nicht nur Panorama und Idylle, sondern auch Spiegel der Seele und Reich der Träume.
„Die Bilder, die ich aus der Landschaft ziehe, (…) ich ziehe sie absichtslos, genüßlich sanft schlürfend ein – und zurück wieder in meiner Burg zieht die Landschaft durch den Schlaf“.
Janssen hat weniger die Natur unmittelbar abgebildet als sie vielmehr nachempfunden, er hat ihre Atmosphäre und Stimmung eingefangen und ihren Charakter porträtiert. Doch auch dann, wenn er in der Natur unterwegs war, hat er Farben und Formen gesehen, die sich dem oberflächlichen Blick entziehen, bunte Schatten etwa oder figürliche Silhouetten in eigentlich abstrakten Strukturen.
Das hat der Hamburger Fotografin Karin Elmers die Augen geöffnet. Sie habe, so sagt sie selbst, von Janssen sehen gelernt. Und diesen Blick hat sie wiederum auf Janssen gelenkt und ihn mit ihrer Kamera kongenial porträtiert. Sie begleitete ihn auf ausgedehnten Spaziergängen und Streifzügen in der Umgebung um Hamburg und der norddeutschen Marsch und fotografierte ihn in seinem Garten.
Blick und Gegenblick, Porträts und Landschaften der Fotografin und des Meisterkünstlers – zwei Menschenseher und Naturliebhaber begegnen sich, die beide hinter der Oberfläche des Sichtbaren die Schwingungen der Seele entdecken und Gesichter und Gefilde gleichermaßen durchwandern.