Vernissage: Dienstag 18. Juni 2024 um 19 Uhr.
Es spricht: Ulrich Rüter, Kunst- und Fotohistoriker, Vorstand Freundeskreis des Hauses der Photographie, Deichtorhallen Hamburg.
Traumverhangene Stimmungsbilder zeichnet Günter Derleth von der Lagunenstadt Venedig. Seit vielen Jahren schon arbeitet er mit der Camera Obscura, der ersten und einfachsten Form der fotografischen Apparatur.
Zarte Lichtschleier hüllen wie Nebelschwaden die Motive ein, traumverhangen zeichnen sich Häuser und Plätze, Kanäle und Brücken ab. Als scheint die Zeit stillzustehen, zeigt sich die Lagunenstadt in ihrer ganzen melancholischen Pracht, menschenleer, keine Spur von den Touristen, die Venedig überschwemmen. Noch nicht einmal die berühmten Tauben sind zu erkennen.
Günter Derleth fotografiert mit der Camera Obscura. Sie zeichnet nur das auf, was stillsteht. Jede Bewegung ist getilgt oder höchstens als schemenhafte Lichtspur zu erkennen. Aus diesem Schweigen der Gegenwart schälen sich die Silhouetten der Lagunenstadt heraus. Unwirklich, wie aus den Tiefen der Geschichte geborgen, zeichnet die Camera Obscura Bilder, die mit unserer heutigen Realität eigentlich nichts mehr zu tun haben.
Dabei sind es Fotografien, Aufzeichnungen der Wirklichkeit. Doch durch die lange Belichtungszeit verschwimmen die Konturen, die harten Kanten werden weich und die Wirklichkeit wird ganz in eine Stimmung eingehüllt, die in die Tiefen der Sehnsucht reicht. Ach, Venedig, möchte man seufzen…