Lithographie und Holzschnitt gehören
zu den frühesten druckgraphischen Techniken im Werk von Horst
Janssen, bevor er 1957 von Paul Wunderlich die Radierkunst erlernte.
Besonders intensiv setzte er sich von 1952 bis 1956 mit dem
Steindruck während seiner Tätigkeit für den Aschaffenburger
Buntpapierfabrikanten Guido Dessauer auseinander. Es war sein Lehrer
Alfred Mahlau, der ihn nach seinem unrühmlichen ‚Rauswurf‘ von der
Landeskunstschule Hamburg weiterhin unterstützte und ihn an Dessauer
vermittelte. Auch Janssen unterschied ebenso wenig wie Mahlau
zwischen „angewandter“ und „freier“ Kunst. Für Dessauer
entwarf er Gebrauchsgraphik, Post- und Grußkarten und porträtierte
seine Familie, wofür ihm die fabrikeigene Lithowerkstatt in
Aschaffenburg zur Verfügung stand.
Charakteristisch für diese frühen
Drucke ist eine Sparsamkeit der Mittel, um „die ganz besonderen
lithographischen Reize“ zu vermeiden, verbergen sich dahinter doch
„häufig haufenweise zeichnerisches UNTALENT“. Ein fulminant
zeichnerischer Duktus prägt daher die drei großformatigen
Lithographien „Späte Gesellschaft I“, „Listen to the rain“
und „Domicile du Jazz“ aus dem Jahr 1954. Mit kreidigen
Strichen hält Janssen hier gesellige Szenen fest, die starken
Hell-Dunkel-Kontraste erinnern an scheinwerferbeschienene
Bühnensituationen, wie der junge Künstler sie während seiner
Aschaffenburger Jahre im legendären Jazzclub „domicile du jazz“
im nahegelegenen Frankfurt erlebt haben mag. Die grotesken Gestalten
und anmutigen Arabesken der „Späten Gesellschaft“ rufen
Erinnerungen an Picasso und Matisse wach. Andere Arbeiten orientieren
sich an Richard Oelze und Jean Dubuffet oder an dem frühen Paul Klee,
wie etwa die „2 Bauchredner für Herrmann Laatzen“ von 1966.
Diese frühen Blätter aus den 1950er
und 1960er Jahren sind selten und für Sammler besonders interessant,
zeigt sich doch Janssen, der vor allem als Zeichner und Radierer
berühmt ist, in seiner ganzen stilistischen Bandbreite. Zeitlebens
kehrt er immer wieder zur Lithographie als einer Art „kleiner
Schwester der Zeichnung“ zurück. Er entwickelt zwar keinen
spezifischen Stil in Auseinandersetzung mit den technischen
Möglichkeiten, wie dies in seinen Holzschnitten und Radierungen
sichtbar ist. Doch spiegelt der Steindruck umso mehr seine gerade
aktuellen Interessen.