Horst
Janssens erste Liebe war die Litho. Er begegnete ihr als noch junger
Künstler bei dem Aschaffenburger Buntpapierfabrikanten Guido Dessauer,
für den er Gebrauchsgraphik, Post- und Grußkarten entwarf und dessen
Familie er porträtierte. Neben diesen Auftragsarbeiten entstanden in der
fabrikeigenen Werkstatt auch eigene Arbeiten, in denen Janssen zum
ersten Mal mit Druckgraphik experimentierte. Eine folgenreiche
Inspiration, wurde er doch zu einem der größten Druckgraphiker des 20.
Jahrhunderts.
Auch wenn später
die Radierung zu seiner Meisterdisziplin avanciert, bleibt er doch der
Lithographie ein Leben lang treu. Die Lithos geben daher einen breiten
Überblick über Janssens gesamtes Schaffen in seinen verschiedenen
Facetten. Seine Sujets von Landschaft und Stillleben, Porträt und
Selbstporträt, Eros und Thanatos, von großen Plakaten bis hin zu kleinen
Grotesken und Spielereien – sie setzt er alle auch lithographisch um.
So
finden sich die Bildsprache der frühen Radierungen mit ihren verrenkten
Figuren und Flächengliederungen und die „Millionenstrichler“-Phase in
den Lithographien. Auch die aus kleinen, kantigen Elementen gleichsam
gebauten frühen Holzschnitte haben hier ebenso ihr Echo wie die
charakteristischen Plakatentwürfe und Bilderbögen der 1960er Jahre.
Entwickelt
Janssen in anderen Drucktechniken seine Bildsprache in
Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, aber auch Grenzen der
jeweiligen Technik, so vermag sich die Litho nahezu jedem Stil
anzuverwandeln: filigraner Linienführung ebenso wie einem fulminanten
zeichnerischen Duktus, zarter Kontur wie auch kreidiger Flächenfüllung.
Neben dem virtuosen Umgang mit der Linie und dem gekonnten Einsatz der
Farbe kommt daher besonders das Malerische stärker als in den anderen
Techniken zur Geltung.