„Wie schön, dass es keine eine Wirklichkeit gibt, dass aber alle Wirklichkeiten im jeweiligen Moment wie eine einzige Immerwirklichkeit aussehen.“ (Horst Janssen, 5. Juni 1972)
Die Hamburger Fotografin Karin Elmers hat ein umfangreiches freies Werk geschaffen, das ihre jahrzehntelange Auseinandersetzung mit der Malerei widerspiegelt. Die überwältigenden Arbeiten werden nun erstmals exklusiv in der Galerie St. Gertrude der Öffentlichkeit präsentiert.
Elmers entnimmt ihre Sujets überwiegend eigenen Naturfotografien, die sie intensiv bearbeitet. Dabei dehnt sie die Grenzen des Fotografischen gleich in mehrere Richtungen aus: Sowohl motivisch als auch malerisch verfremdet sie Formen und Farben, experimentiert mit An- und Ausschnitten und löst Naturformen in Geflechte und Strukturen auf, mit denen sie große wie kleine Formate gleichermaßen überzieht.
Die Motive entstammen Nah- und Fernsicht, einzelnen Blüten wie auch ganzen Wäldern. In langen, wiederkehrenden Prozessen bearbeitet sie die Fotos am Computer, experimentiert mit Farben und Belichtungen – ja, sie malt regelrecht am Rechner: keine Photoshop-Schnellschüsse, sondern tiefgründige Arbeiten, aus denen eine jahrzehntelange Erfahrung mit den – analogen – Bearbeitungsmöglichkeiten in der Dunkelkammer spricht.
Bilder von barocker Pracht und morbider Schönheit sind entstanden, von überbordender Fülle, aber auch melancholischer Einsamkeit. Pop Art und Fin de Siècle, wilder Wald und japanischer Garten, Wüstensteppe und Winterlandschaft – die Assoziationen sind vielfältig und fließend. Elmers erzeugt Stimmungen, getragen von Farbe, Licht und Struktur, in die sie das Gesehene übersetzt und unmittelbar sinnlich erfahrbar macht.
Karin Elmers lebt in ihrer Geburtsstadt Hamburg und Miami und hat viele Jahre in Paris verbracht. Während ihrer Ausbildung zur Fotografin besuchte sie Abendkurse an der Hamburger Kunsthochschule und erhielt zum Abschluss ein Stipendium der Stadt Hamburg. Sie assistierte bei der Modefotografin Charlotte March und arbeitete danach mehrere Jahre in der internationalen Werbeagentur Masius D´Arcy-McManus mit separatem Fotostudio. Eine intensive Freundschaft verband sie mit Horst Janssen, der ihren malerischen Blick jenseits des Sichtbaren entscheidend prägte. Es folgte die Gründung eines eigenen Studios in Hamburg und zahlreiche Produktionen für Presse und Werbung im In- und Ausland, u.a. die Wahlkampagne für Helmut Kohl 1981/82 sowie Kampagnen für Gauloises und Nivea. Zuletzt waren Karin Elmers Fotoarbeiten in der Galerie Crone Berlin, im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, im Horst-Janssen-Museum Oldenburg und den Armani/Silos Mailand zu sehen.