Am 14. November 2019 wäre Horst Janssen 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt die Galerie St. Gertrude ab dem 7. November 2019 in ihrer Janssen-Jubiläums-Ausstellung eine repräsentative Auswahl von rund 50 Holzschnitten aus den Jahren 1950 bis 1961 – das sind rund die Hälfte aller bekannten Blätter. Die Ausstellung bietet nach der großen Schau seiner Holzschnitte 2001 im Oldenburger Horst-Janssen-Museum erstmalig einen repräsentativen Überblick über die Entwicklung, die Janssen in dem für ihn ungewöhnlichen Werkstoff genommen hat.
Den Holzschnitten, mit denen sich der junge Janssen zum ersten Mal einen Namen gemacht hat, kommt im Gesamtwerk eine in jeder Hinsicht herausragende Stellung zu: Die im Vergleich zu den Zeichnungen und Radierungen kleine Werkgruppe zeugt von einer frühen Stilbildung, einer eigenständigen Verarbeitung der kunsthistorischen Vorbilder und einer raffinierten graphischen, ins Abstrakte tendierenden Formensprache, die er später nicht wieder aufgegriffen hat.
Die ersten, stilistisch und motivisch von den Brücke-Künstlern und Edvard Munch inspirierten Holzschnitte beziehen „materialgerecht“ die organisch gewachsene Maserung des Druckstockes mit ein. In den späteren beiden Werkserien der großformatigen Farbholzschnitte von 1957 und 1961 findet Janssen dann zu einer individuellen Handschrift, in der graphische Klarheit, delikate Farbigkeit und dekorative Bildlichkeit übereinkommen.
Motivisch verarbeitet Janssen in den Szenen ländlichen Lebens und städtischen Alltags seine Oldenburger Kindheit sowie das Leben in Hamburg, liefert ungewöhnliche Großstadtansichten von Speicherstadt und Mönckebergstraße, zeigt Passanten und Demonstranten und schildert die Milieus von Kneipen, Bars und Spiellokalen.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Text von Susanne Sauerbrunn zu „Horst Janssen als Holzschneider“ und zahlreichen farbigen Abbildungen.