Franz Beer, Rudolf Goessl

PAS DE DEUX


Vernissage: Donnerstag, den 15. Mai 2025, um 18 Uhr.

Es spricht: Andrea Jünger, Galeristin und Kunsthistorikerin.

Farbraum und Materialraum: zwei zentrale österreichische Positionen der abstrakten Avantgarde zu Gast in Hamburg, präsentiert von der Wiener Galerie Jünger.

Ihre Wurzeln haben Franz Beer und Rudolf Goessl in der Nachkriegszeit: der eine im Colour Field Painting eher amerikanischer und der andere in der Art Brut und Arte Povera eher europäischer Prägung. Während Rudolf Goessl vom Farbraum ausgeht und diesen in zart lasierenden Schichten zum Schweben bringt, füllt Franz Beer die Bildfläche mit Collagen und pastosen, haptischen Oberflächen. So zeichnet er mit Feder und Stift in mehrere Papierschichten hinein, die er im Gestaltungsprozess aufschürft, oder wühlt sich förmlich in eine Farbmaterie, die die Beschaffenheit von Oberflächen immer weiter zerlegt.

In dem schwebend Lasierenden von Rudolf Goessl und dem haptisch dicht Gefügten von Franz Beer begegnen sich bei St. Gertrude die beiden abendländischen Prinzipien des Geistes und der Materie. Beide Künstler kreisen um das Numinose, das „Eigentliche“, den berühmten Urgrund alles Seienden – in den Weiten des Farbraumes oder den Tiefen der Oberflächenbeschaffenheit.

Rudolf Goessl war der Galerie Jünger seit ihrem Gründungstag eng verbunden, die Freundschaft mit dem Auslandsösterreicher Franz Beer datiert in die jüngere Vergangenheit. Eine Gegenüberstellung beider Werke scheint deshalb so interessant, weil beide völlig andere Wege beschritten hatten, als es für die sogenannte „Generation 29“ in Österreich charakteristisch war.

Im Herbst des Vorjahres feierte die Galerie Jünger ihr 30jähriges Bestehen, Franz Beer und Rudolf Goessl wären 95 Jahre geworden – Anlass genug, um diese beiden außergewöhnlichen künstlerischen Positionen in Hamburg zu präsentieren.


Franz Beer (1929 Wien – 2022 Hannover): Studium an der Kunstgewerbeschule, dann der Akademie der bildenden Künste und schließlich der Hochschule für angewandte Kunst Wien bei Herbert Boeckl, Albert Paris Gütersloh und Paul Kimi (1944-60); Lehrtätigkeit in Deutschland und den USA, u.a. an der Harvard University; zahlreiche nationale und internationale Ausstellungen u.a. in Italien, Frankreich, der Schweiz und den USA. Arbeiten in öff. Sammlungen: u.a. Sprengel Museum Hannover, Neue Galerie Kassel, Staatsgalerie Stuttgart, Galleria d’Arte Moderna Rom, Peggy Guggenheim Collection Venedig, Neue Galerie der Stadt Linz, Sammlung der Stadt Wien, Busch-Reisinger Museum Harvard University Cambridge MA.

Rudolf Goessl (1929 Kronberg – 2023 Wien): Besuch der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt (1945–1950), Abendkurse bei Herbert Boeckl (1955–57); bis in die 1970er Jahre Tätigkeit als Werbegraphiker und Schaufenstergestalter; Künstlerkreis um Fritz Wotruba, erste Einzelausstellung Galerie Nächst St. Stephan (1973); weitere Ausstellungen und ausgedehnte Reisen; Mitglied der Wiener Sezession (seit 1982); Theodor Körner-Preis (1958), Würdigungspreis des Landes Niederösterreich (2014). Arbeiten in öff. Sammlungen: u.a. Belvedere Wien, Albertina Wien, Niederösterreichisches Landesmuseum St. Pölten, Burgenländische Landesgalerie Eisenstadt.

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