Allen Jones

Allen Jones: „Masterclass“ (1982)

Der aus einzelnen Papierstücken zusammengesetzte weibliche Akt erinnert an eine hölzerne Gliederpuppe, wie sie an Kunstakademien verwendet werden, ein Kontext, auf den der Titel „Masterclass“ anspielt.

Der amerikanische Pop Art-Künstler Allen Jones ist berühmt für seine grellen Frauendarstellungen, die an Pin Up-Girls erinnern. „Masterclass“ hingegen ist deutlich reduzierter. Sie bildet sowohl eine Ausnahme als auch einen Höhepunkt in seinem Schaffen.

Mit ihrer zurückgenommenen Farbigkeit und ihren fast drolligen weiblichen Rundungen betont die Arbeit weniger die aggressive Sexualisierung des Frauenkörpers, als dass sie ihn als einen bewegten begreift.

Von Marcel Duchamp bis Gerhard Richter dient der weibliche Akt, auf eine Treppe gesetzt und in Bewegung versetzt, nicht nur als kommerzialisiertes Klischee, sondern auch als Experimentierfeld kunsttheoretischer Erörterungen, wie man Raum und Bewegung in das flache, stillstehende Bild überträgt.

Allen Jones (*1937) ist einer der herausragenden Vertreter der britischen Pop Art. 1937 in Southampton geboren, studierte er in London am Hornsey College und am Royal College of Art, u.a. gemeinsam mit David Hockney und R.B. Kitaj.

Jones‘ Auseinandersetzung mit dem weiblichen Körper steht im Zeichen einer konsumkritischen Pop Art. Das unverholen Sexuelle von Jones‘ Gemälden und Skulturen spielt nicht nur mit dem Klischee des – weiblichen – Körpers als Ware, sondern kritisiert auch die bürgerliche bigotte Sexualmoral mittels einer sadomasochistischen Ästhetik.

Neben der Fetischisierung der biegsamen, in knappe Bustiers und Corsagen gekleidete und mit High Heels angetanen Mannequins interessiert der Körper den Künstler aber auch als bewegter. Die Bewegung ist die Art, wie der Mensch sich den Raum erobert und sich darin positioniert, auch im übertragenen Sinne. Jones‘ zahlreiche artistischen Gemälde und seine aus Körpern gebildeten Möbelstücke zeigen Frauenfiguren in äußerster Anspannung, arabesk verbogen und maniriert verrenkt. Sie sind eben nicht nur Ware, sondern auch Sinnbild einer nervösen Moderne.

Zahlreiche internationale Einzelausstellungen, darunter bereits 1979 eine erste Retrospektive (Liverpool, London, Baden-Baden und Bielefeld), Tate Britain, London (2007), Kunsthalle Tübingen (2012) udn Royal Academy of Art (2013). Zahlreiche Lehraufträge, u.a. in Berlin und Hamburg. Lebt und arbeitet in London und Oxfordshire.

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