VOM WIRMEER.

Zum Auftakt der Herbstsaison geben sich Axel Heil, Professor für experimentelle Transferverfahren an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe, und Dirk Meinzer mit ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung in der Galerie St. Gertrude ein Stelldichein.


Zwei Künstler, zwei Intellektuelle, zwei Forscher, zwei Untersucher. Die beiden Brainstorm- und Netzwerk-Künstler Axel Heil und Dirk Meinzer zeigen in ihren Arbeiten scharfes Denken und schmunzelnde Anspielungen.

Dirk Meinzer, der stetig ordnet und akribisch aufräumt, um Platz zum Toben zu schaffen, und Axel Heil, der die Bilder im Plural denkt, feste Gefüge durch Irritationspunkte verrückt. Was lässt sich aus dem Wir-Meer fischen, wenn die beiden, die stets auch gegen den Wert und die Primärstellung der Autorschaft arbeiten, nun die Gruppe auf zwei reduzieren?

Obgleich die Künstler nicht am selben Ort wohnen, überarbeiteten, ergänzten und vervollständigten sie in intensiven kreativen Zusammenkünften ihre Werke. Die unterschiedliche Geschwindigkeit von Axel Heil und Dirk Meinzer fordert dabei beide bis zum entscheidenden Punkt: eben etwas zu tun, was man alleine nicht tun würde.
Man kann sich natürlich ausgleichen, aber da das Bild irgendwann voll ist, ist der freundschaftliche Dialog geprägt von Nervosität. Konflikt und Versöhnung, Humor und gegenseitiges Herausfordern lassen sich in den Bildern visuell nachvollziehen. Einige Arbeiten wurden zur Überarbeitung und Weiterentwicklung immer wieder zwischen Karlsruhe und Hamburg hin- und hergeschickt. Dabei entsteht gerade durch die Unwägbarkeit die notwendige Freiheit, die eine kollaborative Arbeit erfordert.

Auch die Titelfindung vollzog sich als dialogischer Akt. Von Meinzer, einem großen Roth-Kenner und Bewunderer, aus einem Gedicht des Künstlers entliehen, veränderte Heil die Typographie, entferne Bindestriche und schuf so einen völlig neuen Assoziationsraum.

Kollaboration heisst nebeneinander stehen zu können, ohne dass sich die Ellenbogen reiben. Die Zusammenarbeit von Axel Heil und Dirk Meinzer ist eine Hommage an die Freundschaft und eine Absage an die vorherrschende Primärstellung der Autorschaft. Die Kooperation zeigt, dass die Neugier wichtiger ist als das Ego, das Experiment entscheidender als die Authentizität. Der Humor übertönt die Engstirnigkeit.

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine Künstlerbuchleporelloedition.

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